Bieneck-Roos, Elisabeth

1925 - 2017

Kraftvoll und mit zupackendem Strich dokumentiert Elisabeth Bieneck-Roos in den 1970er-Jahren den Wiederaufbau Mannheims. Fasziniert von der Welt der Industriearbeit geht sie in große Firmen und protokolliert dort mit ihren Arbeiten die Produktionsprozesse.

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Biografisches

Am 10.10.1925 wird Bieneck-Roos in Münsingen, nahe Tübingen geboren. Nach 1945 beginnt sie mit einem Studium der Biologie in Tübingen. Hier lernte sie den Chemiker Dr. Erhard Bieneck kennen, den sie 1947 heiratet. Im gleichen Jahr wechselt sie auch an die Stuttgarter Akademie und beginnt ein Kunststudium.

Sie studiert von 1947 bis 1952 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, zuerst grafische Techniken – dann Malerei und Wandtechniken. Das Kunststudium in Stuttgart ist in diesen Jahren noch ganz traditionell aufgebaut – Porträts, Landschaften und Blumenstillleben. Sie ist Schülerin von Willi Baumeister, der einen nachhaltigen Einfluss auf sie ausübt.

1952 zieht das Ehepaar nach Mannheim. Hier muss sie die Arbeit einer freischaffenden Künstlerin mit dem Familienleben verbinden. Für ihre künstlerische Weiterbildung besucht sie ab 1954 Kurse an der Freien Akademie in Mannheim unter anderem bei Prof. Paul Berger-Bergner (1904-1978) und Prof. Carl Trummer (1906-1957). Sie stirbt am 25.02.2017.

Künstlerisches Werk

Frühe Arbeiten

In den 1950er Jahren nimmt die menschliche Figur einen wichtigen Platz in ihrer Arbeit ein: Figürliche Kompositionen, Porträts, Kinderbildnisse und Aktbilder.Sie experimentiert mit Mitteln der modernen Malerei: Elemente des Futurismus, der Neuen Sachlichkeit und der Abstraktion finden sich in „Bild einer Tänzerin“ von 1957.Entstandene Blumenstillleben in den 1960er Jahren werden durch das Verbinden von Farbflächen abstrahiert. Auch in den Landschaftsbildern arbeitet sie mit grafischen Strukturen.


Bild einer Tänzerin, 1957, Öl auf Jute, 151 x 75.5 cm

Industriebilder

Bieneck-Roos bezeichnete sich selbst als eine Industriemalerin. Ihre ersten Arbeiten mit Motiven aus der Industrie entstehen im Mannheimer Hafen ab 1957. Mannheimer Künstler nehmen sie mit zum Zeichnen an die Häfen von Mannheim und Ludwigshafen - und sie ist begeistert.

Wie bei dem aus Neckarau stammenden Xaver Fuhr (1898-1973) werden für sie die Hafenlandschaften an Rhein und Neckar zur Inspiration, die Schiffe, Kräne, Speicher und Industriewerke zu Motiven ihrer Arbeit.

Sie hält die Motive in Aquarell oder Zeichnungen fest – auch in Mischtechniken: Tusche, Grafit, Kreide oder Pastell. Die Farbe an sich wird reduziert. Ihre Farbe ist Schwarz – es kommen Farbakzente hinzu wie Rot, Gelb, Blau und Grün, die die dynamischen Formen hervorheben.

Bieneck-Roos Industrie

So hat sie den größten Teil ihrer Industriebilder geschaffen. Mit dieser Maltechnik lässt sich vor Ort schneller arbeiten – mit Öl war das nicht zu verwirklichen. Doch haben einige Zeichnungen als Vorlagen für Ölbilder gedient.

Es kommt zu Aufträgen der BASF - die ersten 1959 - weitere Aufträge anderer Firmen folgen. Immer wieder sie mit Bauhelm in Betrieben zeichnend unterwegs, u.a. bei ABB Kraftwerke Mannheim, Großkraftwerk Mannheim oder im Kraftwerk Heilbronn.

Sie arbeitet am liebsten vor Ort, ob in der Natur oder auf der Baustelle. Sie setzt sofort die ersten Eindrücke um und überlässt nichts dem Gedächtnis. Unter den Industriebildern lassen sich vier Themengruppen unterscheiden: Industriegelände, Werksanlagen, Brücken und Maschinen.

Mannheim-Arbeiten

Mit ihren Arbeiten ist Bieneck-Roos auch eine Chronistin des Wiederaufbaus Mannheims nach der Zerstörung des Zweiten Weltkrieges und der baulichen Veränderung der Stadt in der Zeit vor der Bundesgartenschau 1975. Aber auch den Erweiterungsbau der Kunsthalle, den Neubau des Stadthauses, des Planetariums oder den Bau des Fahrlachtunnels dokumentiert sie. Künstlerisch interessiert sie dabei der unfertige Zustand – das neue Werden.

Bieneck-Roos Mannheim

Elisabeth Bieneck- Roos ist mit ihren Zeichnungen, Grafiken und Bildern von Brücken und Industrieanlagen auch außerhalb der Metropolregion geschätzt und anerkannt. [Text: Christe Schumann]

  • 2005 Technoseum Mannheim (E)
  • 2004 Altes Rathaus Feudenheim (E)
  • 1961 Kunstverein Mannheim
  • 1957 Reißmuseum Mannheim
  • Im Zeichen der Baustellen - Mannheim Wiederaufbau nach 1945, Carl Bosch Museum Heidelberg, 2003
  • Städtische Kunsthalle Mannheim
  • REM Mannheim
  • Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen
Interaktive Geschichten
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